Briefe von Nivi Credit oder anderen Inkassofirmen: Ist das seriös oder Abzocke?

Was steckt hinter den Schreiben von Nivi Credit & Co.?
Immer mehr deutsche Autofahrer berichten, dass sie Wochen oder sogar Monate nach einer Italienreise ein Schreiben von einer Firma namens Nivi Credit oder einer ähnlichen Inkassofirma erhalten. In diesen Briefen wird häufig die Zahlung eines hohen Betrags verlangt – meist wegen angeblicher Verkehrsverstöße wie das Befahren einer ZTL (zona a traffico limitato), nicht bezahlter Mautgebühren oder Parkvergehen.
Doch wie seriös sind diese Forderungen wirklich? Und muss man tatsächlich zahlen?
Wer ist Nivi Credit?
Nivi Credit S.p.A. ist ein italienisches Inkassounternehmen mit Sitz in Florenz. Es arbeitet im Auftrag italienischer Kommunen und Behörden – z. B. der Städte Pisa, Florenz oder Mailand – und versucht, ausstehende Bußgelder oder Gebühren bei ausländischen Verkehrsteilnehmern einzutreiben.
In Deutschland agiert Nivi Credit nicht als offizieller Gerichtsvollzieher, sondern verschickt Mahnschreiben mit Zahlungsaufforderungen.
Was steht in den Briefen?
Typischerweise enthalten die Schreiben von Nivi Credit:
- Eine angebliche Forderung wegen eines Verkehrsverstoßes in Italien (oft ohne detaillierte Beweise),
- Eine Zahlungsfrist und Kontodaten,
- Den Hinweis, dass man sich an EU-Recht hält und gegebenenfalls weitere Schritte drohen könnten.
Nicht selten werden diese Briefe auch auf Deutsch verschickt, was den Eindruck einer offiziellen Forderung verstärken kann.
Muss ich zahlen?
Die Antwort lautet: Es kommt darauf an. Nicht jede Forderung ist automatisch rechtlich durchsetzbar oder berechtigt. Hier einige wichtige Punkte:
✅ Wann kann die Forderung berechtigt sein?
- Wenn Sie tatsächlich gegen die Verkehrsregeln verstoßen haben (z. B. Einfahrt in eine ZTL),
- Wenn der ursprüngliche Bußgeldbescheid korrekt zugestellt wurde,
- Wenn die Verjährungsfrist (normalerweise 5 Jahre) nicht abgelaufen ist.
❌ Wann ist Skepsis angebracht?
- Wenn Sie nie einen offiziellen Bußgeldbescheid der italienischen Behörde erhalten haben,
- Wenn Sie den ursprünglichen Bußgeldbescheid per post und nicht durch Regierungspräsidium erhalten haben,
- Wenn der Brief nur von einem Inkassounternehmen kommt, ohne vorherige Benachrichtigung,
- Wenn keinerlei Beweise (z. B. Foto, Details des Verstoßes) vorgelegt werden.
Wichtig: Ein Brief von Nivi Credit ersetzt keinen gerichtlichen Vollstreckungsbescheid. In Deutschland können solche Forderungen nur unter bestimmten Bedingungen anerkannt und vollstreckt werden.
Wie sollten Sie reagieren?
- Nicht sofort zahlen: Zahlen Sie nicht vorschnell, ohne die Forderung rechtlich prüfen zu lassen.
- Fristen beachten: Ignorieren Sie die Schreiben nicht, aber handeln Sie mit Bedacht.
- Beweislage prüfen: Liegen Dokumente oder Fotos vor, die den Verstoß belegen?
- Juristische Einschätzung einholen: Lassen Sie sich von einem auf italienisches Recht spezialisierten Anwalt beraten.
Fazit: Nicht jede Forderung ist berechtigt
Auch wenn Nivi Credit als Inkassounternehmen im Auftrag italienischer Behörden agiert, bedeutet das nicht, dass jede Forderung automatisch gültig oder vollstreckbar ist. Viele Schreiben enthalten keine ausreichenden Beweise oder basieren auf formalen Mängeln.
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